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Bedenken und Einschränkungen

Selbstverständlich gibt es gegenüber der Digitalisierung auch Vorbehalte oder die Grundsatzfrage nach dem bereits zuvor formulierten »Warum?«. Diese sollten nicht einfach achtlos beiseite gewischt, sondern ernst und zum Anlass für fruchtbare Diskussion genommen werden.

Sollten Sie sich mit Ihren Fragen und Bedenken auf GLAREAN nicht wiederfinden, so zögern Sie bitte nicht, uns (wie auf Wünsche und Anregungen beschrieben) zu kontaktieren. Wir werden einen Weg finden, die Diskussion zu führen.

Allgemeine Aversion/Skepsis

Wie in allen Bereichen des Lebens gibt es auch an einer Musikhochschule Menschen, die der Digitalisierung aller Lebensbereiche skeptisch gegenüber stehen. Insbesondere spielt hier noch die spezifische Frage der elektronischen Mess- und Bewertbarkeit künstlerischer Prozesse hinein.

Mögliche Antwort

Es steht wohl außer Frage, dass digitale Ansätze das künstlerische und didaktische Repertoire erweitern können. Wir können Sie nur dazu anregen, sich in kritischer Reflexion gewissermaßen unter Vorbehalt auf das Wagnis einzulassen und die Diskussion durch Ihre konstruktiven Zweifel zu bereichern.

Unausgereifte Didaktik

Das E-Learning steckt, nüchtern betrachtet, noch in den Kinderschuhen, didaktische Potenziale und Risiken sind noch längst nicht ausgeschöpft oder auch nur abgesteckt. Dies gilt in ganz erhöhtem Maße für künstlerische Fragestellungen, bei denen es nicht um bloße Vermittlung von Wissen oder Fertigkeiten geht, sondern vielmehr um ganzheitliche Bildung.

Mögliche Antwort

Die Antwort auf diesen Zustand sollte nun aber nicht in resignativer Zurückhaltung bestehen, sondern um so mehr in forschender Diskussion. Ist es nicht ein Geschenk, in einer Pionierzeit zu leben und die Zukunft mitgestalten zu können?

Erhöhter Zeitaufwand

Die Einarbeitung in neue Technologien und Methodiken erfordert Zeit – ein Gut, dass bei allen Lehrenden knapp ist. Darüber hinaus ist die Nutzererfahrung auf Webplattformen wie GLAREAN oft nicht sehr schnell und effizient, Ergebnisse müssen oft mit einer größeren Zahl an Klicks und längeren Seitenladezeiten erkauft werden.

Mögliche Antwort

Das Versprechen digitaler Lehr- und Lernmethoden ist nicht unbedingt wesentliche Zeitersparnis. Vielmehr erhoffen wir uns grundsätzliche Verbesserungen hinsichtlich der Effizienz des Lernens selbst.

Auch in dieser Frage gilt, dass es unsere Aufgabe ist, die künstlerische Hochschullehre in kritischer und fruchtbarer Diskussion in die Zukunft zu führen. Blinder Fortschrittsglaube hilft genauso wenig weiter wie Abschottung.

Konformismus, Überwachungsmöglichkeit

Ein Aspekt, den wir als akademische Gemeinschaft nicht außer Acht lassen sollten, ist die inhärente Kontrollierbarkeit jeglicher digitaler Erscheinungsformen. Absolute Privatsphäre ist in einer webbasierten Plattform nicht denkbar – allen »Rechte«-Einstellungen zum Trotz, mit denen man seine Inhalte scheinbar vor fremden Augen verstecken kann.

Jegliche Inhalte, die in einer Lehrplattform zur Verfügung gestellt werden, sind potenziell überprüfbar, katalogisierbar und letztlich quantifizierbar. Einer schleichenden Konformisierung der Lehre und damit letztlich gar (Selbst-)Zensur könnten damit Türen geöffnet werden, die potenziell in die künstlerische Autonomie eingreifen.

Mögliche Antwort

Dieser Frage müssen wir uns als Gemeinschaft stellen und sie immer im Blick behalten. Im Idealfall finden wir eine gemeinsame Position, die wir auch nachhaltig untereinander sowie gegenüber den Studierenden, der Verwaltung und den Behörden vertreten können.

Aber auch hier gilt: Es ist besser, sich den Aufgaben zu stellen, als sie zum Anlass zu nehmen, sich slebst durch Inaktivität auszugrenzen.

Bit Rot

Bit Rot bezeichnet eigentlich einen elektromagnetischen Vorgang, der die Zerstörung digitaler Daten durch »Alterung« einzelner digitaler Bits verursachen kann. Im übertragenen Sinn spricht man davon auch als vom Veralten digitaler Daten allgemein, die zwar physisch noch vorhanden sind, mangels geeigneter Software aber irgendwann nicht mehr gelesen oder genutzt werden können.

Lehrinhalte, die in digitalen Formaten gespeichert werden, sind davon abhängig, auch in Zukunft noch verwendbar zu bleiben, dies gilt um so mehr, je ausgeklügelter und »interaktiver« die Anwendungen sind. Sofern die Inhalte auf einer Lehrplattform gespeichert werden, muss darüber hinaus auch noch gewährleistet werden, dass vor der Interpretation der Daten überhaupt auf diese zugegriffen werden kann.

Mögliche Antwort

Diese Fragen sind noch lange nicht abschließend geklärt, und es kann nur immer wieder darauf gedrängt werden, sie bei der Auswahl zu verwendender Technologien nach besten Kräften zu berücksichtigen und die Diskussion immer wieder anzustoßen.


Letztes Update: 24. Februar 2020