Seminar

Pädagogik im Zeitalter fragiler Weltbewältigung

Lehrende: Stecher
Start: 16.04.2019
Tag: Dienstag 12:00–14:00 Raum: 101
Raum: 101
Zielgruppe: Alle Studierenden und Interessierten
Modul: Musikpädagogik II
Abschluss:

Benoteter oder unbenoteter Leistungsnachweis/Teilnahmebestätigung

Fragen zur Bildung gehören zum Kerngeschäft der Pädagogik. Im Zeitalter multipler Krisen werden die Bildungsaspekte stetig verworrener und ungewisser. Dem Weg zur Selbstermächtigung – einst hohes Bildungsziel der Aufklärung – kann in unseren Gesellschaften, in denen ein Hype den nächsten jagt, kaum mehr Gestalt verliehen werden. Wie begegnen die Wissenschaften diesen omnipräsenten Unsicherheiten? Bis zum heutigen Tag basieren die Prämissen sämtlicher Lehrbereiche auf den Gegebenheiten einer menschenleeren Welt. In den letzten 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung aber von drei Milliarden auf nunmehr 7,5 Milliarden mehr als nur verdoppelt. Das heißt: Die Welt ist voll und die Megamaschine Menschheit bewegt sich mit unfassbarer Geschwindigkeit auf systemisch-planetare Grenzen zu; eventuell ist sie im Begriff, sich selber abzuschaffen. Die alten Denkfundamente sollten daher auf ihre Tauglichkeit in einer vollen Welt kritisch hinterfragt werden. Es ist auch an der Zeit, eine Pädagogik zu denken, die sich mit Systemgrenzen auseinandersetzt, systemimmanente Friedlosigkeiten schonungslos offenlegt und sich um eine Forcierung kulturell-immaterieller Praktiken bemüht. Im Zentrum des Seminares stehen Grundgedanken zu Bildungsprozessen, die Wege zu radikal humanistisch geprägten Gesellschaftsgefügen eröffnen. Wie lässt sich Bildung gestalten, die nicht als Hure des neoliberal-kapitalistischen Fortschritts fungiert und uns Menschenartigen in immer groteskere Entfremdungsprozesse leitet? Wie wird – in Form einer dritten Aufklärung - für die nachfolgenden Generationen das Menschenmögliche wieder einem Solidar-, Gemeinwohl- und Gerechtigkeitsprinzip unterstellt, also Ethik und Moral vor das Kapital gesetzt? Welchen Beitrag kann Kunst und Musik für diese andere Form von Selbstermächtigung beisteuern? Welches Demokratieverständnis wäre zu stärken, damit durch die derzeitigen Verwerfungen unsere offene Gesellschaft nicht vollends unter die Räder kommt? Das Seminar möchte weder eine moralisierende Pädagogik betreiben, noch apokalyptische Szenarien beschwören, sondern den Menschen stärken, Mut und Zivilcourage fördern und für eine Kunst der Balance eintreten, die einer Liebe zum Leben – auch in prekären Zeiten - förderlich erscheint.

Anmeldung zum Seminar per Mail bis zum 12. April: michael.stecher@t-online.de