Seminar

Nachdenken über den pädagogischen Unmenschen

Lehrende: Stecher
Start: 16.04.2024
Tag: Dienstag 12:00–14:00 Raum: 101
Raum: 101
Zielgruppe: Bachelor künstlerisch-pädagogisches Profil. Offen für Studierende aller Studienrichtungen mit Interesse am pädagogischen Denken.
Modul: Musikpädagogik
Abschluss: Keine Angaben

Den pädagogischen Unmenschen, wie hat man sich diesen vorzustellen? Mit dem Rohrstock in der Hand, beschäftigt mit übermächtigem Drohen und unerbittlichem Moralisieren? Nein, dieses Gebaren ist in unseren Lernmilieus Vergangenheit. Wer sich heutzutage in pädagogischen Feldern bewegt, tritt freundlich auf. Insbesondere Pädagogen kommen nobel daher. Sie sind normale Zeitgenossen mit vertrauten Charakterstrukturen. Wohl sind zwischen Lehrer und Schüler die engen Fesseln alter Knechtschaftsverhältnisse abgestorben, dennoch sind in pädagogischen Beziehungen neue Bedrängungen am Keimen. Bei diesen handelt es sich nicht mehr um die offen zutage tretenden Beschränkungen einstmaliger Machtkonstellationen. Heute prägen elegante und nahezu unsichtbare Macht- und Autoritätsverhältnisse die Lehrer-Schüler-Beziehung. Diese Beziehungsgefüge haben sich auf perfide Weise in unseren Selbstkonzepten eingenistet, dass wir uns als Homo oeconomicus mit Eifer selbst ausbeuten. Fremdsteuerung war gestern – der auf Dauer gestellte Wahn der Selbstoptimierung gilt als Zauberwort der Gegenwart. Von der Freiheit der Person, einst das hehre Ziel großer pädagogischer Vordenker, ist da nur noch wenig zu vernehmen. In wohlwollender Absicht streben wir Pädagogen für das Gegenüber eigentlich immer nur das Gute an. Doch gelingt uns dies wirklich oder sitzen wir einer (weiteren) großen Lebenslüge auf? Tragen wir nicht selbst eher eine Illusion von Freiheit mit uns herum und reichen gerade diese Täuschung den jüngeren Generationen weiter? Dann wäre es an der Zeit, über den pädagogischen Unmenschen gründlich nachzudenken. Denn nicht immer steckt hinter freundlich auftretender Harmlosigkeit auch tatsächlich die Einladung zu wahrer individualistischer Bildung. Zur Klärung dieser Zusammenhänge macht sich das Seminar auf den Weg, den Raymond Unger als die »Heldenreise des Künstlers« beschrieben hat, um ihn in einer »Heldenreise des Pädagogen« münden zu lassen.

Eine Anmeldung zur Seminarteilnahme ist bis zum 12. April 2024 erforderlich: m.stecher@mh-freiburg.de