Dreizehn Jahre verbrachte Anton Bruckner in Linz. Zwischen 1855 und 1868 war er dort als Organist und Chorleiter tätig und bildete sich zugleich privat als Komponist und Musiktheoretiker weiter. Während Bruckner in der ersten Hälfte dieser Linzer Zeit nicht komponierte und sich ganz seinen Studien bei Simon Sechter widmete, entstanden in der zweiten Hälfte der Linzer Zeit (nach Bruckners Studien beim Theaterkapellmeister Otto Kitzler) die Kompositionen in schneller Folge: Die Studiensinfonie und die Erste Sinfonie, der Germanenzug, die drei großen Messen sowie weitere, kleinere Vokal- und Instrumentalwerke. Innerhalb weniger Jahre entwickelt sich so zwischen 1863 und 1868 der bereits vierzigjährige Bruckner zu dem Komponisten, den wir kennen. Diese erstaunliche Entwicklung werden wir in unserem Seminar im historischen Kontext untersuchen. Wir untersuchen die Dokumente von Bruckners Ausbildung bei Sechter und Kitzler, ordnen die Kompositionen stilistisch ein und blicken in das soziale Umfeld: die kirchlichen Institutionen (in Gestalt des streitbaren Bischofs Franz Joseph Rudigier), die bürgerlichen Institutionen (der Linzer Männerchor „Frohsinn“ und die Bildungsstätten in Wien) sowie die musikalischen „Parteien“, mit denen Bruckner hier erstmals in Kontakt kam (namentlich der ihm noch wohlgesonnene Eduard Hanslick in Wien und die „Neudeutschen“ in Linz und München).

Vorausgesetzt wird die Bereitschaft, größere Mengen an Sekundärliteratur im Selbststudium zu erarbeiten, damit wir im Online-Unterricht direkt an die gemeinsame Diskussion der Quellen und Notentexten gehen können.

Das Seminar findet online statt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Bitte per Email Kontakt aufnehmen.