Seminar

Polnische Musik des Mittelalters und der Renaissance

Fachbereich: Musikwissenschaft
Start: 26.04.2022
Tag: Dienstag 16:00–18:00
Raum: HS 1119
Zielgruppe:

Für alle Interessierten, Voraussetzung ist die abgeschlossene Einführungsveranstaltung der Musikhochschule. Wenn Sie die Veranstaltung besuchen möchten, wenden Sie sich bitte vorab an die Dozierenden.

Modul:
Abschluss:

Abschluss: benoteter Schein.

Was Das Seminar führt durch die früheste Musikgeschichte Polens und zeigt anhand verschiedener Repertoires wie vielfältig und kreativ das Musikleben zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert dort war. Wir beginnen im Jahre 1000 in Gniezno (Gnesen) mit dem Besuch des römischen Kaisers Otto III., der das Grab des ersten, schon in frühen Hymnen und Sequenzen besungenen Heiligen Polens, Adalbertus würdigte. Danach widmen wir uns den südlichen Klarissenklöstern, die Pariser Notre-Dame-Mehrstimmigkeit pflegten und lernen an der 1364 gegründeten Jagiellonen-Universität ausgebildete Musiker und Komponisten des königlichen Hofes in Krakau kennen.

Die Einzelsitzungen werden diversen Handschriften gewidmet sein, wie etwa das aus dem 15. Jh. stammende Manuskript Kras 52, welches einerseits eine intensive Auseinandersetzung mit italienischer und französischer Kunstmusik, und andererseits wertvolle Einblicke in die lokale Musikproduktion (Nicolaus Radom) offenbart. Wir werden das spätmittelalterliche Schlesien mit spannenden deutsch-polnisch-tschechischen Beziehungen und kulturellen Einflüssen kennenlernen, die sich in solchen Quellen wie dem Glogauer Liederbuch oder dem Neumarkter Cantionale widerspiegeln. Eine Sitzung widmen wir auch der instrumentalen Musik – den Lauten- und Orgeltabulaturen des 16. Jh.

Wir werden uns mit Persönlichkeiten wie dem Kosmopoliten Petrus de Grudencz - «cappellanus» am Wiener Hof der Habsburger - oder Venceslaus Schamotulinus beschäftigen, der als einer der bedeutendsten Renaissance-Komponisten Polens gilt, dessen Werke auch im Ausland (Nürnberg) gedruckt wurden. Wir werfen auch einen Blick auf das Polnische Psalter von Mikołaj Gomółka, das neben der etwas früheren Fassung des Genfer Psalters von Claude Goudimel, eine einzigartige komplette Vertonung des Psalters in der Renaissance darstellt.

Literatur:
  • Charles Brewer, “The Introduction of the Ars Nova into East Central Europe: A Study of Late Medieval Polish Sources”, PhD diss., City University of New York, 1984.
  • Robert Curry, “Fragments of Ars Antiqua Music at Stary Sącz and the Evolution of the Clarist Order in Central Europe in the Thirteenth Century”, PhD diss., Monash University, 2003.
  • Paweł Gancarczyk, “Memory of Genre: The Polytextual Motet in Central Europe and its Two Traditions”, in Sounding the Past: Music as History and Memory, hrsg. von Karl Kügle, Turnhout 2020, s. 141-155 https://doi.org/10.1484/M.EM-EB.5.122009.
  • Jürgen Heidrich (Hrsg.), Imitatio - Aemulatio - Superatio? Vokalpolyphonie des 15./16. Jahrhunderts in Polen, Schlesien und Böhmen, Jahrbuch für Renaissancemusik, troja 12 (2013) http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6-35229784885.
  • Heribert Ringmann (Hrsg.), Christian Väterlein (Hrsg.), Das Glogauer Liederbuch, Das Erbe deutscher Musik 4 & 8 (Bärenreiter, Kassel 1936-1937) und 85 & 86 (Bärenreiter, Kassel/Basel/London 1981).