Seminar

Musik und Krieg – Aspekte einer Wechselbeziehung

Lehrende: Steiner-Grage
Fachbereich: Musikwissenschaft
Start: 27.04.2022
Tag: Mittwoch 16:00–18:00
Raum: HS 1119
Zielgruppe:

Für alle Interessierten, Voraussetzung ist die abgeschlossene Einführungsveranstaltung der Musikhochschule und vertiefte Kenntnisse im musikwissenschaftlichen Arbeiten. Wenn Sie die Veranstaltung besuchen möchten, wenden Sie sich bitte vorab an die Dozierenden.

Modul:
Abschluss:

Abschluss: benoteter Schein.

Stets gab es im Verlauf der Geschichte Wechselbeziehungen zwischen Musik und Krieg – durch den derzeitigen Ukraine-Krieg sind diese zu trauriger Aktualität gelangt. Im Seminar beschäftigen wir uns mit unterschiedlichen Facetten des Themas, angefangen bei anlassbezogenen Gelegenheitswerken wie Clement Janequins Chanson La Guerre (1528), einer vokalen Battaglia; ihr folgen viele weitere „Schlachtmusiken“, in denen illustrativ der Aufmarsch der Heere, diverse Kampfhandlungen und auch abschließende Siegesfeiern geschildert werden (besonders die Napoleonischen Befreiungskriege von 1813-1815 hinterließen musikalisch einen reichen Nachhall). Ist man auch heute eher geneigt, solche anlassgebundenen Gelegenheitswerke als „mindere“, zu Recht vergessene Musik abzutun, reihen sich doch überraschend viele bekannte Namen in diese Tradition ein: Carl Maria von Weber (Kantate Kampf und Sieg op. 44), Louis Spohr (Kantate Das befreite Deutschland WoO 64), nicht zuletzt Ludwig van Beethoven (Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria op. 91).

Einen weiteren Teil bilden Werke, die auf einer abstrakteren Ebene über den Krieg und seine entsetzlichen Folgen reflektieren: Die Gräuel des I. Weltkrieges verarbeitet etwa Max Reger in seinem (nicht vollendeten lateinischen) Requiem WoO V/9. Der erste Satz von Dmitri Schostakowitschs 1941 entstandener 7. Sinfonie („Leningrad“) sollte nach Aussagen des Komponisten ursprünglich den Titel „Krieg“ tragen und „das Bild unseres kämpfenden Landes in Musik festhalten“. In diese Rubrik fallen auch Trauermusiken (wie Benjamin Brittens „War Requiem“) und natürlich Anti-Kriegs-Lieder aus späterer Zeit.

Nicht zuletzt wird Musik im Krieg seit jeher auch zu Propagandazwecken eingesetzt (vgl. etwa die vielen patriotischen Hymnen im I. Weltkrieg, die Lieder der Hitlerjugend im II. Weltkrieg oder aktuell viele z.Tl. neu textierte YouTube-Videos über den Ukraine-Krieg von 2022 in den sozialen Medien). Auch die zweifelhafte „Nutzung“ von Musik als Waffe, z.B. durch einen gezielten Einsatz von lautem Heavy Metal als Mittel, um die Psyche des „Feindes“ gezielt zu unterwandern (Stichwort Guantanamo), soll in diesem Zusammenhang untersucht werden.

Eine Liste aller Werke, die wir im Seminar näher betrachten werden, wird ab Ende März bekannt gegeben. Interessenten für einzelne Referatsthemen (auf Wunsch gerne auch eigene Themen) mögen sich bitte dort eintragen oder per E-Mail bei mir melden!