Seminar

Antikenrezeption(en) in arabischer und lateinischer Musiktheorie

Lehrende: Voigt Maraqa
Fachbereich: Musikwissenschaft
Start: 21.04.2023
Tag: Freitag 12:00–14:00
Raum: HS 1119
Zielgruppe:

Für alle Interessierten, Voraussetzung ist die abgeschlossene Einführungsveranstaltung der Musikhochschule

Modul:
Abschluss:

Benoteter oder unbenoteter Schein

Die Musiktheorie des »Mittelalters« beruht in weiten Teilen auf der Rezeption antiken Musikdenkens, das angeeignet, kommentiert und auf die Bedürfnisse der eigenen Kulturpraktiken angewandt und damit transformiert wurde. Dies zeigt sich in lateinischen Schriften des 9. Jahrhunderts wie der Musica enchiriadis oder Hucbalds De harmonica institutione. Parallel dazu rezipiert auch die arabische Welt antikes Musikwissen. Die systematische und institutionell geförderte Übersetzungsarbeit griechischer und syrischer Traktate ins Arabische begann Ende des 7. Jahrhunderts und erreichte am Anfang des 9. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Somit waren arabischsprachige Autoren, wie al-Kindī, al-Fārābī, Ibn Sīna und die Lauteren Brüder mit den musiktheoretischen und -philosophischen Ideen von Pythagoras, Platon, Aristoteles, Aristoxenos, Euklid, Nikomachos und vor allem Ptolemäus vertraut. Später waren es die Werke solcher arabischen Autoren, denen der lateinische Westen neue Kenntnis griechischer Texte verdankt. Musiktheorie des »Mittelalters« verweist somit einerseits auf kulturelle Differenz, andererseits auf Durchlässigkeit und Verflechtung von Wissen über epochen- und Kulturgrenzen hinweg.

Ziel dieses Seminars ist es, »mittelalterliches« Musikdenken in diesem größeren geographisch-kulturellen Kontext wahrzunehmen. Welche antiken Texte haben lateinische und arabische Musiktheoretiker gelesen? Was besagten diese Texte in ihrem antiken Ursprungskontext und was sagen ihre mittelalterlichen Transformationen über die Musikkulturen ihrer Zeit? Wie interagierten lateinische, griechische und arabische Traditionen auf Basis ihres gemeinsamen Interesses an antikem Denken? Um besser zu verstehen, inwiefern Musikgeschichte an politischen, sprachlichen oder religiösen Grenzen nicht einfach abbricht, lesen wir ausgewählte Texte in Übersetzungen, spüren ihren Vorlagen nach und verorten sie im Kontext der Praktiken ihrer Zeit.

Hinweis für Studierende der Musikhochschule: Wenn Sie eine unserer Veranstaltungen besuchen möchten, wenden Sie sich bitte vorab an die jeweiligen Dozierenden.