Seminar

Pauline Viardot García: Annäherungen an eine nicht Klassifizierbare

Lehrende: Fischer
Fachbereich: Musikwissenschaft
Start: 05.11.2021
Tag: Dienstag 14:00–16:00
Blockzeiten:
Datum Uhrzeit Ort
05.11.2021 10:00–15:00
06.11.2021 10:00–15:00
Raum: Musikwissenschaftliches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Zielgruppe:

Für alle Interessierten, Voraussetzung ist die abgeschlossene Einführungsveranstaltung der Musikhochschule und vertiefte Kenntnisse im musikwissenschaftlichen Arbeiten.

Modul: BA: Proseminar zur Musikgeschichte ab dem 19. Jahrhundert, Proseminar zu einem Themenbereich musikwissenschaftlicher Forschung, Proseminar zur historischen Musikwissenschaft, Hauptseminar zur Musikgeschichte ab dem 17. Jahrhundert; MA: Hauptseminar 1 zur Musikgeschichte, Masterseminar zur Musikgeschichte.
Abschluss:

Benoteter Schein

Die Lehrveranstaltung nimmt die 100. Wiederkehr des Geburtsjahres von Pauline Viardot-García zum Anlass, sich aus einer Multiperspektive dieser musikalisch Hochbegabten anzunähern, die sich in keine Schublade hineinklassifizieren lässt. Als jüngere Schwester der europaweit berühmten Sängerin Maria Malibran wurde für sie zunächst eine Klavierkarriere vorbestimmt. Erst der frühe Tod der Schwester führte zu einem Umdenken und Pauline trat in deren beruflichen Fusstapfen – mit weitreichendem Erfolg. Doch wir haben es bei Viardot mit weit mehr als «nur» einer der berühmtesten Sängerinnen ihrer Zeit zu tun. Beheimatet in zahlreichen nationalen Kulturen, in einer Zeit, die nationale Zugehörigkeiten oft genug ausschliessend und von Zivilisationsstufen abhängig verhandelte, war sie in gleichem Masse an vergangenem und gegenwärtigem Musikleben interessiert und von einer letzten Endes politisch motivierten europäischen Vision von Künstlertum angetrieben, die soziale Normen geschickt zu umschiffen suchte, anstatt sie als gegeben hinzunehmen. Nicht zuletzt diese Einstellung führte zu einer Fülle an eigenem kompositorischen Schaffen in den unterschiedlichsten Genres, zu einer besonderen Konzeption ihrer eigenen Sängerinnenkarriere, zum Wirken als Schriftstellerin, Herausgeberin, Probenleiterin und Regisseurin sowie zu einem eindrucksvoll weitreichenden Netzwerk von engen Freund- und Bekanntschaften, die in ihrer Korrespondenz belegt sind. Ihre pädagogischen Verdienste waren bereits zu Lebzeiten legendär und sind zudem anhand ihrer Gesangsschule gut dokumentiert. Aufgrund der politischen Umwälzungen ihrer Zeit musste die vierfache Mutter und Mozart-Verehrerin ihren Lebensmittelpunkt mehrfach verlegen und nicht nur ein stattliches Schloss in Courtavenel nahe Paris, sondern auch ein eigenes Privattheater in Baden-Baden zurücklassen. Zudem war sie engagierte Förderin zahlreicher Komponisten, wie Charles Gounod, Johannes Brahms und Jules Massenet, mit denen sie eng zusammenarbeitete.

Ziel des Seminars, das auf Hauptseminar-Niveau abgestimmt ist, aber auch für Bachelor-Studierende offen steht, ist es, sich den vielfältig aufgefächerten musikalischen Wirkungsweisen von Pauline Viardot-García vor dem Hintergrund eigener neuer Forschungsergebnisse, aktueller Literatur und der Neuerscheinungen und Aufführungen des Jubiläumsjahrs beispielhaft anzunähern. Das beinhaltet Einblicke in die französische, italienische, deutsche, englische und russische Musikkultur ihrer Zeit ebenso wie theoretische Annäherungen an die Frage sängerisch-performativer Autorschaft und der Bedeutung der Wiederaufführung von Musik des 18. Jahrhunderts in der Romantik.

Anfragen zu einem spezifischen Arbeitsthema sind auch bereits vor Beginn der Veranstaltung willkommen unter christine.fischer@muwi.uni-freiburg.de.

Hinweis für Studierende der Musikhochschule:

Wenn Sie eine unserer Veranstaltungen besuchen möchten, wenden Sie sich bitte vorab an die jeweiligen Dozierenden.