Seminar
Wintersemester 2025/2026

Alternde Medien. Kulturelle, künstlerische und technische Aspekte von medialer Obsoleszenz

Fachbereich: Musikwissenschaft
Anmeldeverfahren: Anmeldung per E-Mail
Unterrichtszeitraum: 16. Oktober 2025 bis 5. Februar 2026
Wöchentliche Termine: Donnerstag 10:15 bis 11:45 Uhr, Sonstige Gebäude, Seminarraum | Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) | Rosastraße 17, 79098 Fr.
Zielgruppe: Alle interessierten Studierenden
Abschluss: s kann wahlweise ein Teilnahme- oder ein Leistungsnachweis erworben werden. Für den Teilnahmenachweis ist eine regelmäßige aktive Teilnahme mit Textvor- und -nachbereitung erforderlich, für den Leistungsnachweis zusätzlich die Anfertigung einer Hausarbeit.

Ob Phonographenzylinder, Film, Schellackplatte, Drahtton, LP, Maxi, Tonband, CompactCassette, VHS, Betacam, CompactDisc, MiniDisc, DVD, iPod, BluRay und – bald möglicherweise nochmals – Vinyl und Analogfilm – jedes Trägermedium für Audio- und Video-Aufnahmen scheint seine eigene Lebensdauer zu haben, ebenso wie die dazugehörigen Formate, Aufnahme- und Abspielgeräte und Praktiken.

Jedoch verschwinden obsolete Medien nicht einfach, sondern finden oftmals einen neuen Platz in kulturellen und gesellschaftlichen Nischen und unterliegen Veränderungen in der Nutzung. Obsoleszenz (übersetzbar etwa als Überholtsein oder Veraltetsein) bedeutet dabei nicht nur, dass ein Format veraltet ist, sondern dass auch die Strukturen, in die es in der Produktion, Distribution, Nutzung und Wartung eingebettet war, nicht mehr in der ursprünglichen Form existieren. In der einen oder anderen Weise existieren die meisten einmal erfolgreich etablierten Medientechnologien weiter, selbst wenn ihre ursprünglichen Verwendungszwecke von Nachfolgetechnologien usurpiert wurden. Obsoleszenz verweist also immer auch auf den allgemein-gesellschaftlichen Diskurs über Medien und ihre Popularität.

Neben historischen Momentaufnahmen und Überblicksdarstellungen über einzelne Medien und Mediengruppen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven soll im Seminar über aktuelle Probleme der Erhaltung, Konservierung und Nutzung sowohl im archivalischen und wissenschaftlichen als auch im Freizeit- und Hobby-Kontext diskutiert werden. Fragen der Pflege, der Reparatur und auch der Aufbewahrung sowie der wissenschaftlichen und privaten Präsentation lassen sich mit denen des Designs, des Möbelbaus und der Peripheriegeräte kombinieren – in der historischen Fragestellung wie auch im konkreten Anwendungskontext des Archivs und des Museums.

Überlegungen und Spekulationen über die Gegenwart und Zukunft obsoleter Medien sind im Seminar ebenso willkommen: Warum scheinen bestimmte Formate beständiger zu sein als andere? Wie sind die „Revivals“ und „Neuerfindungen“ bestimmter Medien motiviert? Wie verhält sich die Nutzung tatsächlich veralteter Apparate zu deren (digitaler) Nachahmung? Wie steht es um die Nachhaltigkeit bei Trägermedien auf petrochemischer Basis wie Film, Vinyl oder CD? Welchen Karbon-Fußabdruck würde ein Tonband-Revival haben? Wie erhalten wir das technische und anwendungsbezogene Wissen über diese Medien für nächste Generationen? Welche Initiativen gibt es (u.a. in Freiburg), um diese Medien und ihre Geräte zu erhalten?

Initialisiert wird das Seminar mit einer Phase, in der wir die Gegenstände sowie Fragen und Interessen formulieren und anhand von ausgewählter Literatur theoretisch erörtern. In einer zweiten Phase werden wir uns, unter Einbezug einer Vielfalt an Methoden, mit konkreten Einzelbeispielen und Objekten befassen. Die Objekte können aus den Archiven des ZPKM (u.a. der Audiogerätesammlung) aber auch aus dem privaten Gerätepark der Studierenden stammen.