Seminar

Musik und Renaissance-Kultur: Lektüre von Castigliones „Il Libro del Corteggiano“ (‚Der Hofmann’, 1528) und Musik am Hof der Grafen da Montefeltro in Urbino

Lehrende: Willimann
Fachbereich: Musikwissenschaft
Start: 18.04.2019
Tag: Donnerstag 14:15–15:45 Raum: 105
Raum: 105
Zielgruppe:

Alle interessierten Studierenden und Gaststudierende

Modul: Musikwissenschaft 1 und 2
Abschluss:

Bei aktiver Teilnahme inkl. Referat Testat (unbenotet) bzw. KP (BA/MA); benoteter Schein mit KP für schriftliche Hausarbeit.

Das Seminar setzt sich mit einem der Schlüsseltexte der Renaissance-Kultur auseinander. Dabei soll die Frage nach der Rolle der Musik einen Schwerpunkt bilden, aber nicht die einzige Perspektive sein. Denn: «Mit dem Hofmann verfügen wir über einen veritablen Gründungstext der recht jungen Erkenntnis, dass gerade die höfische Kultur die Emanzipation des Individuums, exemplarisch verkörpert im Künstler, nicht behindert, sondern im Gegenteil begünstigt hat, indem sie die individuelle Selbstbehauptung in besonderem Mass beförderte.» (Andreas Beyer, 1996). – Die weit verbreitete Schrift des Castiglione, die auch das Idealbild der Hofdame zeichnet, entstand in jahrelanger Arbeit zwischen 1508 und 1516 und wurde 1528 in überarbeiteter Fassung erstmals gedruckt. Sie bietet die angeblich an vier Abenden am Hof der Herzöge von Montefeltro in Urbino von einer illustren Tischgesellschaft geführten Gespräche über die idealen Eigenschaften und Anforderungen an den Höfling (1. Buch), die Bestimmung und Qualitäten seiner Begabungen (2. Buch), über das Idealbild der Hofdame (3. Buch) und schliesslich über das Verhältnis zwischen Höfling und Fürst (4. Buch). – Der Text liegt in einer deutschen Übersetzung vor (wichtigste Auszüge): Baldassare Castiglione, Der Hofmann. Lebensart in der Renaissance, aus dem Italienischen von Albert Wesselski, mit einem Vorwort von Andreas Beyer, Berlin 1996. – Die zentrale Rolle der Musik am Hof zu Urbino ist u.a. auch in den berühmten Intarsien (Einlegearbeiten aus Holz) im Studierzimmer des Herzogs ersichtlich (Instrumente und Notenblätter). In der dortigen Bibliothek sind vor allem Werke von Dufay, Binchois und Josquin nachgewiesen, aber auch das in der Zeit hoch berühmte italienische Lied „O rosa bella“ in der Vertonung sowohl eines englischen Komponisten (wohl Bedingham) wie auch von Ciconia.

Literatur:
  • Literatur: (1) Schmidt-Beste, Thomas: Art. „Castiglione, Baldassarre“, in: MGG2 Personenteil 4 (2000), Sp. 411-413 (online 2016); Luisi, Francesco: Art. „Urbino“, in: MGG2 Sachteil 9 (1998), Sp. 1201-1203 (online 2016); (3) Kanduth, Erika: Der Stellenwert der Musik in Baldassare Castigliones Il cortegiano, in: Festschrift Othmar Wessely zum 60. Geburtstag, hrsg. v. M. Angerer u.a., Tutzing 1982, S. 301-316; (4) Burke, Peter: Die Geschicke des «Hofmann». Zur Wirkung eines Renaissance-Breviers über angemessenes Verhalten, aus dem Englischen [1995] von Ebba D. Drolshagen, Berlin 1996; (5) Drescher, Thomas: „Bellezza e bontà“ – Zur Transformation instrumentaler Klanglichkeit um 1500 am Beispiel der Viola da Gamba in Italien: Eine Einleitung, in: Basler Jahrbuch für Historische Musikpraxis 35/36 (2011/12), S. 187-202.