Seminar

Proseminar: Musik, Raum und Ritual: Die Motettenpraxis in Rom und Mailand um 1500

Lehrende: Hollaender
Fachbereich: Musikwissenschaft
Start: 21.04.2021
Tag: Mittwoch 14:00–16:00
Raum:
Zielgruppe:

Für alle Interessierten, Voraussetzung ist die abgeschlossene Einführungsveranstaltung der Musikhochschule.

Modul:
Abschluss: benoteter Schein

„In extremer Form“ und zugleich „verblüffend volksliedhaft“ seien die Mailänder Motettenzyklen der sogenannten Motetti Missales komponiert (Ludwig Finscher im dazugehörigen MGG-Artikel). Musik- und liturgiegeschichtlich haben die sogenannten Motetti Missales of irritiert, verwundert oder fasziniert. Die Musik ist Teil eines fein abgestimmten und präzise synchronisierten, ästhetischen Gesamtkonzepts aus Klang, Raum, Liturgie, Kunst und Frömmigkeitspraxis. Das multisensorische Zusammenspiel verschiedener Künste weckt den Eindruck einer zunehmenden Lust an der Dramatisierung und Theatralisierung liturgischer Feiern. So etabliert sich beispielsweise für eine bestimmte liturgische Handlung ein dazugehöriger musikalischer Topos. Die methodische Schwierigkeit liegt in der Suche nach Quellen außerhalb des Notentextes, die zur Untersuchung der Funktion von Musik in diesem Gesamtkonzept herangezogen werden können. Im Seminar wollen wir uns dem überlieferten Repertoire daher aus unterschiedlichen Perspektiven und Kontexten annähern. Welche Funktion hatte das Ritual im 15. Jahrhundert? Worin unterscheidet sich die Liturgie in Rom und in Mailand? Wie genau wurde die Musik aufgeführt? Welche philosophischen-theologischen und ästhetischen Musikkonzepte lassen sich rekonstruieren?  Welchen Einfluss hatte das Repertoire auf die Entwicklung der Kirchenmusik und des Musiktheaters? Wer hat diese Musik gehört und vor allem: wie?

Literatur:
  • Brown, Howard Mayer „The Mirror of Man’s Salvation: Music in devotional Life about 1500“, in: Renaissance Quarterly 43/4 (1990), S. 744–773.
  • Groote, Inga Mai: „Annäherung an Hör-Räume des Mittelalters“, in: Kompositionen für hörbaren Raum. Die frühe elektroakusische Musik und ihre Kontexte, hrsg. von Martha Brech und Ralph Paland, Bielefeld 2015, S. 27–44.