Seminar

Notationsgeschichte(n): Transnotation historischer Notationen aus vorneuzeitlichen und außereuropäischen Kulturen

Lehrende: Voigt Eddin Maraqa
Fachbereich: Musikwissenschaft
Start: 22.10.2021
Tag: Freitag 12:00–14:00
Raum: Musikwissenschaftliches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Zielgruppe:

Für alle Interessierten, Voraussetzung ist die abgeschlossene Einführungsveranstaltung der Musikhochschule.

Modul: BA: Notationskunde; MA: Übung zur Notationskunde.
Abschluss:

Benoteter Schein

Notation macht Musik „haltbar“ und transportabel. Sie ermöglicht ihre Aufführung und analytische Betrachtung unabhängig von den jeweiligen Entstehungskontexten. Die enge Bindung von Komposition und Notation begründet so nicht zuletzt den „Werkcharakter“, der für Musik der westlichen Welt in den letzten Jahrhunderten so prägend war. Die Geschichte und Funktionsweise historischer Notationen zu kennen ist daher stets ein unverzichtbarer Bestandteil musikwissenschaftlicher Grundausbildung gewesen. In diesem Sinne vermittelt auch unser Seminar die Stationen europäischer Notationsgeschichte von den Neumen des 9. Jahrhunderts bis zur Mensuralnotation und schafft somit die Grundlagen zum eigenen philologischen Umgang mit den Quellen der Musikgeschichte vor 1600.

In den letzten Jahrzehnten hat sich indes die Erkenntnisse durchgesetzt, dass musikalische „Schriftlichkeit“ kein klarer Gegenpol zu schriftlosen Praktiken ist, dass das Vorhandensein von Notation in einer Musikkultur per se kein Privileg gegenüber „mündlichen“ Kulturen darstellt und dass Schriftkulturen vom Alten Orient über die Arabische Welt bis in den „fernen Osten“ in vielen Fällen auch Kulturen musikalischer Notation waren.

Daher unternimmt das Seminar einen ethnomusikologischen Blick auf Notation. Neben historischen Notationen des lateinischen Westens vermittelt es auch Grundzüge der Notationen der arabisch-persischen Welt (die teils auf den gleichen antiken Grundlagen fußen), insbesondere die alphanumerische Notation der Systematiker, die ebenfalls bis ins 13. Jahrhundert und weiter zurückreicht. Ausblicke auf weitere Notationskulturen (China, Indien und neuere türkisch-arabisch-persische Notationen) schaffen die Grundlage, verschiedene Phänomene des Notierens von Musik in Vergleichsperspektiven zu systematisieren, ähnliche Problemstellungen zu erkennen und kulturelle Spezifika wahrzunehmen. Das Seminar vermittelt historische Notation somit einerseits durch das Übertragen von Quellen als anwendbares Handwerkswissen, andererseits sensibilisiert es für systematische Grundfragen musikalischer Schriftlichkeit und für die kulturellen Orte des Notierens diesseits und jenseits europäischer Kontexte.

Hinweis für Studierende der Musikhochschule:

Wenn Sie eine unserer Veranstaltungen besuchen möchten, wenden Sie sich bitte vorab an die jeweiligen Dozierenden.

Literatur:
  • Artikel „Notation“ (diverse Autor*innen) in MGG online: https://www.mgg-online.com/article?id=mgg15827&v=1.0&rs=mgg15827&q=notation