Seminar

Popmusik am Beispiel Bob Dylan

Lehrende: Klein
Fachbereich: Musikwissenschaft
Start: 21.04.2020
Tag: Dienstag 16:00–18:00 Raum: Online, über GLAREAN
Raum: Online, über GLAREAN
Zielgruppe:

Schulmusiker*innen, Sänger*innen, alle Studierende, die Popmusik ernst nehmen und darüber etwas lernen wollen.

Modul:
Abschluss:

nichtqualifizierter Schein, qualifizierter Schein mit Bedingung einer Hausarbeit aus dem Bereich Popmusik

Der amerikanische Sänger Bob Dylan ist eine mächtige Figur der Musikgeschichte des 20. Jahrhundert, ganz gleich, ob man ihn mag oder nicht, als Sänger oder als Songwriter begreift, als Performer oder Dichter, Popmusiker oder Literat ansieht. Viele Leute, auch Fans, meinen, dass Dylan trotz seines extremem Podiumserfolgs »nicht singen könne«. Sein Medium sei die Songlyrik, die Sprache, nicht der Gesang. Wie beides zusammengehen soll, »nicht singen können«, aber zugleich begnadeter Performer sein, bleibt dunkel. Fragt man die Leute, was sie an Dylan fasziniere, sprechen sie aber spontan über die Musik, besondere über die Stimme. Nur scheitert das meist, weil es schwer ist, über Musik, die man liebt, genau zu sprechen. So landen die Dylanfans vorzugsweise in den Texten, die es ihnen scheinbar »leichter machen« als die Musik. Das Problem wird dadurch  gesteigert, dass Bob Dylan der erste Musiker ist, dem der Literatur-Nobelpreis zuerkannt wurde (2016), dieser aber nicht wegen der Musik, sondern wegen der Texte. Eine verwirrende Situation insgesamt.

Diese Lehrveranstaltung legt das Hauptgewicht auf Dylans Musik, zumal auf seine Stimme, die aus vielen und sehr unterschiedlichen Stimmen besteht, so dass man zuweilen ernsthaft zweifeln möchte, ob es eine Identitä, eine Mitte dieser Stimme gibt, ob es tatsächlich Dylan ist, der  ein bestimmtes Lied  singt, oder ein anderer. Man weiß zwar, dass es Dylan ist, der da singt, aber man hört nicht, was man weiß.

Aber natürlich gehört auch die Untersuchung von Texten zu unserem Programm, schon deswegen, weil Dylans Gesang von sich aus die Aufmerksamkeit auf die Sprache lenkt: nicht so sehr auf Sinn oder Bedeutung, sondern auf die Materialität, das Physische des Singens.

Wir werden uns mit Dylans Anfangsjahren in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung (1962-64) beschäftigen, mit seiner Entdeckung der Rockmusik und der damit einhergehenden Verschmelzung von Rock- und Folkmusik (1965/66), bei der zwei Musikkulturen zusammenstießen und heftigen Protest hervorriefen. Wichtig wird auch Dylans Wende zum Christentum (1979/81) sein, die auf andere Weise damals zu Kontroversen unter seinen Anhängern führte und es oft noch heute tut. Schließlich wird das »Spätwerk« der so genannten »Never Ending Tour zum Gegenstand: die variative Verarbeitung der eigenen Songs im Rahmen der amerikanischen Liedtraditionen. Letztlich geht es Bob Dylan darum, mit seiner Musik kulturelle Erinnerung zu stiften. Was das heißt, ist das Thema des Seminars.

Aktueller Zusatz

Entgegen meiner sonstigen Praxis und auf Grund der derzeitigen Gesamtlage  werde ich mein Buch

"My Name It Is Nothin'. Bob Dylan: nicht Pop, nicht Kunst, Berlin 2006, Lukas-Verlag

als Arbeitsgrundlage verwenden. Sie erhalten dieses Buch zu besonderen Konditionen, d.h. für 10, 00 EUR.

Wenden Sie sich bitte direkt an den Verleger Frank Böttcher. E-Mail: boettcher@lukasverlag.de

Er wird Ihnen postwendend 1 Ex. zukommen lassen. Sie müssen allerdings unbedingt Folgendes angeben: Dylan-Seminar Klein, Freiburg. Sonst müssen Sie womöglich den üblichen Handelspreis zahlen.

          

Weitere Daten und Informationen, insbesondere die zu unserem Seminar als "Video-Konferenz" kommen in den nächsten Tagen.

           

Literatur:
  • Dylan, Bob: Chronicles I, Hamburg 2004. Detering, Heinrich: Bob Dylan, , Stuttgart 2007, Detering, Heinrich: Die Stimmen aus der Unterwelt. Bob Dylans Mysterienspiele, München 2016 Heylin, Clinton: Dylan – Gospel. Die rauen Töne der wahren Geschichte, Basel 2018. Klein, Richard: My Name It Is Nothin’. Bob Dylan: nicht Pop, nicht Kunst, Berlin 2006. Honneth, Axel / Kemper, Peter / Klein, Richard (Hrsg.): Bob Dylan – ein Kongress, Frankfurt a. M. 2007. Shelton, Robert: Bob Dylan. Sein Leben und seine Musik, München 1986.