Doktor Faustus erzählt vom Leben Adrian Leverkühns, einem fiktiven deutschen Komponisten, der aus faustischem Ehrgeiz und Hochmut mit dem Teufel pakiert, um geniale, bahnbrechende Werke hervorubringen. Thomas Mann präsentiert hier ein 360-Grad-Panorama der Konflikte des 20. Jahrhunderts: Nationalsozialismus und dessen kulturelle Vorgeschichte, musikalische Avantgarde und romantische Genie-Ästhetik, schließlich der mentalitätshistorische Zusammenhang von Musik und Politik in Deutschland.

Bei seinem Erscheinen 1947 stieß der Roman – Rechts wie Links – überwiegend auf zumal politische Ablehnung. Noch heute ist er Manns »umstrittenstes« Werk – wegen seiner schwer zugänglichen Vorstellung von Humanismus und der komplexen Erzählstruktur des Doktor Faustus.. Zugleich ist dieses Buch der bedeutendste Musikerroman der Literaturgeschichte. Und doch so wenig ein Historienwälzer wie Adrian Leverkühn eine Allegorie Deutschlands ist.

Mehr als Seminare sonst ist dieses Seminare auf die Mitarbeit und Lesewut der Teilnehmer*innen angewiesen. Handwerklich gehen wir Kapitel für Kapitel vor, arbeiten zunächst linear, gerade weil die Erzählweise nicht linear ist. Der Beginn der gemeinsamen Lektüre im Seminar setzt vorasus, dass der Stoff des Romans den Teilnehmer*innen grosso modo breits vertraut ist.