Seminar

Möglichkeiten und Grenzen der Musikphilologie in der populären Musik am Beispiel von James Lasts künstlerischem Nachlass

Lehrende: Holtsträter
Fachbereich: Musikwissenschaft
Start: 17.04.2023
Blockzeiten:
Datum Uhrzeit Ort
21.04.2023 10:00–12:00 HS 1119
28.04.2023 10:00–12:00
05.05.2023 10:00–15:30
23.06.2023 10:00–15:30
07.07.2023 10:00–15:30
21.07.2023 10:00–15:30
Raum:
Zielgruppe:

Für alle Interessierten, Voraussetzung ist die abgeschlossene Einführungsveranstaltung der Musikhochschule

Modul:
Abschluss:

Benoteter oder unbenoteter Schein

Wenn wir an populäre Musik denken, dann denken wir an Studioaufnahmen, Live-Aufführungen und Shows, an Freizeit- und Gemeinschaftserlebnisse, Sounds und Stars. Das Musizieren erscheint in der Regel spontan und direkt, erforscht wird das klangliche Ergebnis und dessen Inszenierung. Ganz anders im Bereich der klassischen Musik, wo sich die Forschung bis heute im Wesentlichen auf das in schriftlicher Form überlieferte ‚Werk‘ konzentriert und vom Kompo-nisten selbst geschriebene Manuskripte dessen ‚geistige Arbeit‘ dokumentieren. Dieser scheinbare, im wesentlichen auf ästhetischen Prämissen, beruhende Gegensatz wird jedoch hinfällig, wenn man populäre Musik nach ihrer Schriftlichkeit untersucht – es zeigt sich, dass die Genese von populärer Musik auf vielen Ebenen ähnlichen Mechanismen unterliegt wie diejenige klassischer Musik, nur erreichen uns Publikum andere ‚Endprodukte‘. Im Seminar wollen wir uns von diesem durch Rezeptionsgewohnheiten bestimmten Zugang zu populärer Musik lösen. Der am ZPKM befindliche künstlerische Nachlass von James Last (*1929, †2015) ermöglicht es, nahezu alle Aspekte des populärmusikalischen Schaffens eines der erfolgreichsten deutschen Musiker des 20. Jahrhunderts philologisch zu beleuchten, ausgehend von den musikalischen Quellen die Genese der Musik sowie die für die Produktion relevanten Prozesse und Strukturen zu untersuchen. Die methodischen Fragen sind hierbei: Inwieweit lassen sich klassische musikphilologische Methoden im Bereich der populären Musik anwenden? Welche Erkenntnisse ergeben sich aus diesem Ansatz, wo erreicht er seine Grenzen? Oder ist die Entwicklung eigener philologischer Methoden notwendig, um mit Quellen der populären Musik umgehen zu können?

Das Seminar ist als Blockveranstaltung mit zwei Einführungssitzungen konzipiert und hat einen hohen Praxisanteil. Die mehrstündigen Termine werden wir im Archiv verbringen. Dort werden wir aus dem riesigen Bestand (unter Anleitung und in Kleingruppen, aber möglichst eigenständig) Partituren, Produktionsdokumente, Tour-Unterlagen, Studio-Tonbänder und andere Quellen heben und untersuchen. Begleitend werden wir uns in Zoom-Sitzungen mit Personen aus Lasts beruflichem Umfeld und fachnahen Experten (u.a. aus dem Verlagswesen und Musikrecht) austauschen. Die letzte Sitzung dient der Präsentation der Ergebnisse und dem Austausch darüber.

Musikalische Grundkenntnisse sind für eine sinnvolle Seminarteilnahme notwendig, da wir uns mit musikalischer Notation beschäftigen werden.

Maximal 15 Teilnehmende

Hinweis für Studierende der Musikhochschule: Wenn Sie eine unserer Veranstaltungen besuchen möchten, wenden Sie sich bitte vorab an die jeweiligen Dozierenden.

Literatur:
  • Recherchemittel: www.discogs.com, kommerzielle Verkaufsplattform für Tonträger aller Art, die im Bereich der Vinylschallplatten eine einzigartige Detailfülle an den Tag legt (u.a. Angaben zu Auflagen, Presswerke, Besetzung usw.). Kann zur Dokumentation der eigenen Sammlung genutzt werden. www.archive.org, digitales Archiv für u.a. Filme, Videos, Schellackplatten, Wachswalzen, frühe Radiomitschnitte usw. Nützliche Software: https://www.sonicvisualiser.org/, Visualisierungssoftware für Audio-dateien (Freeware) https://www.audacity.de/, Audiobearbeitungssoftware (Freeware)